Von sicheren Orten, lachenden Wolken, Engeln und anderen Symbolen
von Birgit Hannemann

Am Freitagabend, 7. Februar, hatte das Marienheim Hospiz zu einer Vernissage geladen. Dort, wo normalerweise Künstler und Künstlerinnen anwesend sind, wehte ein Hauch der Erinnerung, aber auch der Lebensfreude und des Trostes. Eingeladen hatten Jana Kreuzer (Hospizleitung), Christoph Mis (Vorstandsvorsitzender des Marienheim-Hospizvereins) und Ursula Ringes-Schages, die als Kunsttherapeutin die in den letzten Jahren entstandenen Werke der Bewohner und Bewohnerinnen sichtbar machen möchte. Seit 2019 arbeitet die Kaarster Künstlerin am Marienheim Hospiz und begleitet einmal wöchentlich die Hausgäste, die am Ende ihres Lebens stehen, durch das Wirrwarr der Gefühle. Viele Gäste haben sich auf das Abenteuer Kunst eingelassen und verarbeiten unter ihrem Coaching ihr Leben, ihre Erinnerungen, ihre Ängste, ihre Trauer und ihr Abschiednehmen. Sehr oft kommt es zu tiefen Gesprächen, aber wenn Worte fehlen, sprechen Bilder und jeder Strich ist eine Spur des Lebens und eine Botschaft über das Hier und Jetzt hinaus. Das Leben zu würdigen und zu reflektieren in den letzten Momenten des irdischen Daseins ist heilsam und tröstend, für den der geht und auch für die, die zurückbleiben. So sieht man in der Ausstellung auch viele Bilder von Enkelkindern. Oft sind es Engel als himmlische Begleiter, die diese für ihre Großeltern gemalt haben. Ein Junge malt sich z.B. als Tarzan, weil er denkt, er muss ganz stark sein. Auch Mandalas wurden gemalt. Dem Psychoanalytiker C.G.Jung zufolge stehen sie symbolisch für einen heiligen Raum und helfen, das eigene Zentrum zu finden. Menschen, die aufgrund einer Sehbehinderung nicht malen können, aber einen funktionierenden Tastsinn haben, verewigten sich mit kleinen Kreationen aus Knetmasse. Andere hinterließen Collagen aus Blüten und Blättern, die Ursula Ringes-Schages aus ihrem Garten mitgebracht hatte.
Christoph Mis, seit 2024 neuer Vorsitzender des Marienheim-Hospizvereins, sagte in seiner Begrüßung, dass Kunstausstellungen auch das Ziel hätten, Berührungsängste mit dem Hospiz abzubauen und Bürgern Mut machen sollen, das Haus zu besuchen. Dazu wird jetzt bis zum 27. März Gelegenheit sein, so lange ist die Ausstellung zu sehen. Die Öffnungszeiten sind täglich von 9 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung. (Marienheim Hospiz, Giemesstraße 4a, Tel. 02131 797520).-
Der Fluss kann nicht zurück – Khalil Gibran
Man sagt, bevor er ins Meer fließt, zittert ein Fluss vor Angst. Er blickt zurück auf den Weg, den er zurückgelegt hat, von den Gipfeln, den Bergen, der langen, gewundenen Straße, die Wälder und Dörfer durchquert, und sieht vor sich einen so weiten Ozean, dass es ihm scheint, als würde er beim Betreten für immer verschwinden.
Aber es gibt keinen anderen Weg. Der Fluss kann nicht zurück. Niemand kann zurück. Zurückzugehen ist in der Existenz unmöglich. Der Fluss muss das Risiko eingehen und in den Ozean fließen. Erst wenn er in den Ozean fließt, wird die Angst verschwinden, denn erst dann wird der Fluss wissen, dass er nicht dabei ist, im Ozean zu verschwinden, sondern Ozean zu werden.