Ein Blick hinter die Kulissen des Kino Kaarst
von Neuß-Grevenbroicher Zeitung
„Film ab“ heißt es regelmäßig im Albert-Einstein-Forum. Doch damit die Zuschauer in echten Kino-Genuss kommen können, sind Organisationstalent und Technikverständnis gefragt. Ein Blick hinter die Kulissen.
VON RUDOLF BARNHOLT
KAARST | Der Film „Die Gleichung ihres Lebens“ lockte am späten Dienstagnachmittag [Mittwochnachmittag; Anm. der Red.] viele Zuschauer und vor allem Zuschauerinnen an. Das Kaarster Kino hat sich zu einem Erfolgsmodell gemausert. Zu diesem Erfolg haben vor allem Holger Hinsenbrock, Klaus Stevens und seine Ehefrau Birgit Hannemann beigetragen. Sie finden sich schon gut eine Stunde vor Beginn des Films im Albert-Einstein-Forum ein, denn so ein Film ist kein „Selbstläufer“, da gibt es einiges zu tun. Auch wenn der Streifen läuft, geht das Trio längst noch nicht nach Hause. Klaus Stevens kündigte jetzt sogar ein Open-Air-Kino an: Vom 7. bis zum 10. August wird jeden Abend ein Musikfilm gezeigt – bei schönem Wetter unter Bäumen auf dem Schulhof des Gymnasiums, bei Regen im Albert-Einstein-Forum.
Holger Hinsenbrock ist im Vorruhestand. Er war Banker bei einer großen deutschen Bank, und dem 60-Jährigen macht das Ehrenamt sehr viel Spaß. Sein Raum im Albert-Einstein-Forum ist ziemlich eng, ziemlich warm und die Technik nimmt viel Raum in Anspruch. Das größte Gerät in diesem kleinen Raum ist der NEC-Projektor. Das recht laute Geräusch kommt von einem Klimagerät – die Lüftung wird laut, wenn die Hitze groß wird. Holger Hinsenbrock hat ein Mischpult vor der Nase: „Die Filme sind unterschiedlich laut“, weiß der Ex-Banker, und weil das so ist, muss er manuell nachregeln.
Er zeigt einen kleinen schwarzen Behälter, der wie ein Fünf-Liter-Benzinkanister aussieht. Er ist von innen mit einer Schaumstoffpolsterung versehen. Die so sehr geschützte Preziose ist der Film. Er kommt im Albert-Einstein-Forum an oder wird ans Rathaus gesandt. Holger Hinsenbrock muss den Streifen dann so programmieren, dass es eine Pause gibt. Er liebt den Umgang mit Menschen und mit Technik. „Wir sind eines der wenigen Kinos, die noch eine Pause machen“, sagt er. Dass das so ist, darüber freut sich der Caterer „PS Event“, der auch bei allen Veranstaltungen der Kleinkunstreihe vor Ort ist. Es gibt zwar keinen Mitarbeiter mit Bauchladen wie einst, aber die Besucherinnen und Besucher können sich am Stand des Caterers ihr Eis, das in Kinos schon seit Jahrzehnten Kultstatus genießt, erwerben.
Hinter der gut sieben Meter langen Leinwand ist eine der Garderoben. Von dort aus erreicht man den Technikraum. „Kino L-R“ ist in dem hohen Schrank auf einer Taste zu lesen. „Etwa zweimal im Jahr gibt es hier eine Störung, weil Schülerinnen und Schüler aus Versehen einen Stecker ausgezogen haben“, erklärte der frühere Kulturmanager der Stadt Kaarst, Klaus Stevens. Er weiß, dass das Gebäude ja vorrangig für die Schülerinnen und Schüler des Georg-Büchner-Gymnasiums [Albert-Einstein-Gymnasiums; Anm. der Red.] zur Verfügung steht. Und da gibt es noch einen kleinen Technikraum, zwischen Behindertentoilette und Damentoilette. Dort können unter anderem die Klimaanlage und die Lüftung eingestellt werden.
Klaus Stevens und Birgit Hannemann bleiben ebenso wie der Filmvorführer selbstverständlich vor Ort. Sie sitzen zumeist dort, wo bei den Kleinkunstveranstaltungen die Bühnentechniker und Beleuchter sitzen und sind für alle Eventualitäten vorbereitet. „Ich musste nur einmal einen Krankenwagen rufen – wegen Kreislaufproblemen“, sagt Klaus Stevens. Er freut sich, dass das Angebot so gut ankommt: „Wir haben im Schnitt rund 10.000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr.“ Das kann als Beweis dafür gewertet werden, dass die Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler ein Gespür dafür haben, was das Kaarster Publikum sehen möchte.
Die Filme kommen von der Schauplatz GmbH von Georg Huff aus Langenfeld – der bringt sie auch schon mal höchstpersönlich vorbei. Er betreibt unter anderem auch das Kino im Meerbuscher „Wasserturm“.