Die Kaarster Kultur wehrt sich
von Neuß-Grevenbroicher Zeitung
Der Kulturbereich der Stadt Kaarst muss in diesem Jahr 50.000 Euro einsparen, für das kommende Jahr steht eine noch größere Summe im Raum. Auf Einladung des Vereins Kulturforum Kaarst haben Kulturschaffende am Mittwoch über die finanziellen Einschnitte diskutiert und nach Lösungen gesucht.
VON STEPHAN SEEGER
KAARST |50.000 Euro Einsparungen sind es in diesem Jahr, für 2025 sind 150.000 Euro geplant, in den darauffolgenden zwei Jahren jeweils gar 250.000 Euro: Diese Summen, die im Finanzausschuss präsentiert wurden, soll allein der Kulturbereich einsparen. Die 50.000 Euro sind fix, die weiteren Summen ein Vorschlag der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt), die die Verwaltung und Politik bei der Suche nach Einsparpotenzialen unterstützt hat. Am Mittwoch trafen sich rund 50 Kulturschaffende auf Einladung des Vereins Kulturforum Kaarst im Albert-Einstein-Forum, um sich gegen die geplanten Einsparungen zu wehren und nach Lösungen zu suchen.
Eigentlich sollte es eine Veranstaltung sein, in der nicht über Politik, sondern über die Zukunft der Kultur gesprochen wird. Allerdings geht das eine nicht ohne das andere, denn immerhin ist die Einsparliste von der Politik abgesegnet worden – mit einem breiten Konsens aller großen Fraktionen (CDU, Grüne, FDP, SPD) sowie der UWG. Und genau das wurde auf der Veranstaltung am Mittwoch bemängelt. Die Kulturausschussvorsitzende Dagmar Treger (CDU) kritisierte, dass nur einige wenige Lokalpolitiker in die Entscheidungen eingebunden waren. „Die Kommunikation, Information und Transparenz der Entscheidungen ist unterirdisch“, so Treger. Die Akzeptanz für Kürzungen wäre größer, „wenn die betroffenen Personen mit einbezogen worden wären“. Gleichzeitig kündigte sie an: „Ich werde den Teufel tun, mit den Vereinen über Kürzungen zu sprechen. Das kann die Bürgermeisterin als Kulturdezernentin machen.“
Institutionen und Vereinen drohen erhebliche Abstriche
Joachim Marzinkowski, Vorsitzender des Fördervereins F3K, legte den Anwesenden Zahlen vor: Von den 94.000 Euro, die im Kulturausschuss im November für 2024 eingeplant wurden, müssen nun 50.000 Euro eingespart werden. „Alle Vereine und Kulturinstitutionen müssen erhebliche Abstriche akzeptieren“, so Marzinkowski. Vom Gesamtetat im Bereich Kultur (rund 850.000 Euro) blieben bei Abzug der Personalkosten und Pflichtabgaben knapp 400.000 Euro an freiwilligen Leistungen übrig, darin enthalten sind die oben genannten 94.000 Euro Fördermittel für die verschiedenen kulturellen Institutionen und Vereine. „Wenn die Einsparungen vollständig umgesetzt werden, müssen entsprechende Stellen in der Verwaltung entfallen. Diese entstehende kulturelle Lücke kann nicht durch eine Steigerung durch ehrenamtliches Engagement aufgefangen werden“, so Marzinkowski.
Etwas selbstkritisch erklärte Marzinkowski, dass die Kulturschaffenden das Unheil der Einsparungen schon im vergangenen Jahr hätten kommen sehen und Gegenmaßnahmen ergreifen müssen. „Wir müssen gemeinsam Lösungen finden, um die noch bestehende kulturelle Vielfalt am Leben zu halten“, appellierte er an die Anwesenden. Für Norbert Kallen (Tuppenhof) lässt der Blick auf die vorgeschlagenen Einsparungen für die kommenden Jahre nur einen Schluss zu: „Die Fraktionen sind ratlos, es wird nur an Kleinigkeiten gearbeitet.“ Eher sollte die Stadt ihre Ausgaben verringern.
Nikolaus Thoens (Kaarter Kultursommer) schlug vor, Gelder über Sponsoren oder Stiftungen außerhalb der Stadt einzusammeln. Doch damit würde sich die Kultur abhängig machen, erklärte Susa Weber (Schauspielerin). Elke Beyer richtete den Blick auf andere Kommunen, die sich in der Haushaltssicherung befinden und wo nicht an der Kultur gespart werde, „weil ihnen die Rolle der Kultur als gesellschaftliche Bedeutung deutlicher ist, als es momentan in Kaarst zu sein scheint“, sagte die Künstlerin.
Reaktivierung des Kulturentwicklungsplans?
Im letzten Akt der Veranstaltung wurde über mögliche Lösungen nachgedacht, wie man den „Kahlschlag“ in der Kultur verhindern könnte. Einige Ideen waren der erneute Dialog mit den Fraktionen, ein Stand auf dem Marktplatz sowie die Teilnahme an diversen Veranstaltungen wie dem Fest der Demokratie. Sogar die Reaktivierung eines Kulturentwicklungsplans wurde vorgeschlagen. Über diese Ideen soll in einer weiteren Veranstaltung gesprochen werden. Doch die Zeit drängt.