Augen-Blick mal bitte...
von Birgit Hannemann


...eine Ausstellung im Alten Wasserwerk in Wachtendonk. Wo? In Wachtendonk. Und das ist gar nicht so weit weg, wie es sich anhört. Von Kaarst aus kann man über die Autobahn fahren oder über Land, nach 40 Minuten kommt man an in einem Städtchen, das sich mit seinem historischen Ortskern getrost „um das schönste Dorf in NRW“ bewerben könnte. Wenn man dann sein Navi noch überlistet und die letzten Meter nach Gefühl und nicht nach Navi fährt, steht man fast schon vor dem Alten Wasserwerk: Seit 25 Jahren ein Ort für Kunst und Kultur. Umgeben von niederrheinischer Naturlandschaft, durch die man sich noch ein bisschen vorkämpfen muss, bis man schließlich zum Eingangstor gelangt. 2001 konnte der Kulturkreis Wachtendonk mit der Gemeindewerke Wachtendonk GmbH einen Vertrag zur Nutzung des Gebäudes schließen. Und seitdem finden dort, in dem Bauwerk von 1954 mit dem morbiden Charme, regelmäßig Kunstaktionen statt. In einem wunderschönen Raum mit meterhohen Wänden….viel wurde in all den Jahren von ehrenamtlichen Helfern geleistet, um ihm die Ausstrahlung zu geben, die er heute versprüht.
Vom 24. Mai bis zum 31. Mai lädt dort nun die Künstlergruppe „Augen-Blick“ zu einer Kunstausstellung ein und Malerei, Fotografie und Objekte von 8 Künstlern und Künstlerinnen kommen in dem industriellen Ambiente bestens zur Geltung. Mit Jutta und Reinhold Jung aus Neuss ist ein Künstler-Ehepaar vertreten, sie mit einer farbintensiven Palette verschiedener Bilder, er mit einer Auswahl sehr anregender Fotografien. Die Fotografien geben zwar die Wirklichkeit wieder, aber stets ist seine ganz eigene individuelle Interpretation in den Fotos verborgen, teilweise erreicht durch Weglassen bestimmter Bildelemente, teilweise über eine gut durchdachte Bildbearbeitung. Für Reinhold Jung ist Objektivität und Authentizität der Fotografie also nicht unbedingt eine „heilige Kuh“, sondern Verfremdung künstlerisch gewollt. Ein Stilmittel, das neugierig macht und für Spannung sorgt.
Bei Jutta Jung sind es die abstrakten Farbflächen, mal in kräftigen, mal in Erdtönen, florale Farbwelten, fließende Farben, die Bewegung bringen, Landschaften, Frauenbilder, die spannende Dynamik auslösen. „Die Wirkung von Farbe beflügelt mich“ sagt die Künstlerin und das sieht man ihren Bildern an.
Mit Monika Aretz, Daniel Brenner, Luis Bürkel, Mechthild Hoffmans, Barbara John und Klaus Kox, dem zweiten Fotografen, sind weitere Künstler vertreten, die den Raum mit ihren Arbeiten mit Leben füllen und zu Diskussionen einladen. Must see…auf jeden Fall. Gelegenheit dazu ist noch bis zum 31. Mai. Am Himmelfahrtstag und Samstag sogar von 11 bis 18 Uhr (bh).-