Requiem für die Schöpfung – Uraufführung mit vielen Akteuren

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Wolfgang Weber schuf mit „Requiem für die Schöpfung“ ein spannendes Opus.

VON HANSGEORG MARZINKOWSKI (Neuß-Grevenbroicher Zeitung)

HOLZBÜTTGEN |Ein spektakuläres Konzert gab es in Kaarst am Abend des Volkstrauertages: In der evangelischen Lukaskirche wurde vor vollkommen besetztem Gotteshaus ein „Requiem für die Schöpfung“ uraufgeführt. Das Werk für Soli, Sprecherin, Chor, Streichorchester, Orgel, Klavier, Synthesizer, E-Gitarre und Metronom führte die vielen Mitwirkenden bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit, sie bestanden die Grenzgängigkeit bravourös.

Die Musik hat der Kaarster Kirchenmusiker Wolfgang Weber komponiert. Er hat ein bis zum Ende spannendes Opus geschaffen, trotz eines Zuviel an allen Techniken, die derzeit „in“ sind. Scharfe Klangwerte in (zu) oft ekstatischer Entfaltung beherrscht das Orchester der Kaarster Sommerserenaden unter Konzertmeister Andreas Illgner mühelos: Lange Passagen müssen auch pizzicato gespielt werden. Ebenfalls scharf konstruierte Melismen singen die Vokalsolistinnen Cordula Berner (Sopran) und Angela Froemer (Mezzospran) mit Glissando-Sprechgesang vorbildlich. Als dann Natalia Vetrova und Laura Friedl das Kinderlied „Schlaf, Kindchen, schlaf“ mit neuem Text makellos intonieren, das Streichorchester zum „Sanctus“ die Melodie variiert, ist die Überraschung perfekt. Der Chor der evangelischen Kirchengemeinde Kaarst leistete Großartiges. Bei wenigen Ausreißern – „so wie man einen Kühlschrank abtaut“ – zeigte sich der Chor bis zum Schlusschoral, einem Kirchenlied, optimal vorbereitet. Die äußerst präzise Gesamtleitung hatte der Komponist übernommen. Das Libretto stammte von Verena Kleist. Sie hatte nicht den fest stehenden Text der Requiem-Liturgie übernommen, sondern facettenartig Fragmente und Zitate verschiedenster Herkunft zum Thema „Schöpfung“ montiert. Das reichte vom antiken Dichter Sophokles über Ingeborg Bachmann bis zu Daniel Crawford und seinem „Klang der Erderwärmung“.

Susa Weber trug die Texte professionell vor, gelegentlich in direktem Kontakt zum Publikum: „Stellt euch eine Welt vor, in der das Wort am Anfang war.“ Die formative Anlage des Requiems entsprach aber dem althergebrachten Zyklus, also mit einem „Dies irae“, das von Klavier und E-Gitarre eindrucksvoll gestaltet wurde. Weil die Lukaskirche eine Orgel hat, kamen von dort auch Tutti-Klänge: Rachel Peham spielte sie astrein. Auch Sascha Thiele (E-Gitarre) und Natalia Vetrova (Klavier) hatten bedeutenden Anteil an der Uraufführung und waren hellwach dabei. Mark Koll von der gleichnamigen Kaarster Musikschule sagte nach dem Konzert anerkennend: „Und das in Kaarst!“ Er würdigte damit die Gesamtleistung eines grandiosen Konzertes.

KulturBegegnung

Das KulturForum Kaarst lud nach der Aufführung zu einem kleinen Umtrunk ein, bei dem die Möglichkeit bestand, mit den Akteur:innen und untereinander ins Gespräch zu kommen.

Zum Original-Artikel der Neuß-Grevenbroicher Zeitung

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