Galerie wird zur Theaterbühne

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Angesichts sechs geplanter Aufführungen an den letzten beiden Oktoberwochenenden befindet sich die Probenarbeit in der heißen Phase. Foto: Georg Salzburg (salz)
Angesichts sechs geplanter Aufführungen an den letzten beiden Oktoberwochenenden befindet sich die Probenarbeit in der heißen Phase. Foto: Georg Salzburg (salz)

KAARST | (keld) Die Galerie Splettstößer verwandelte sich jetzt in eine kleine Bühne: Der Theaterverein Kaarst lud zur offenen Probe von Heinrich von Kleists „Der zerbrochne Krug“ ein. Angesichts sechs geplanter Aufführungen an den letzten beiden Oktoberwochenenden im Tuppenhof befindet sich die Probenarbeit in der heißen Phase.

Die stilecht kostümierten Laienschauspieler waren konzentriert bei der Sache, denn die geprobte siebte Szene des Lustspiels hatte es in sich. Winfried Kluth mimte Dorfrichter Adam, Daniela Frimmersdorf Marthe Rull, Valentina Moretto deren Tochter Eve, Erik Hanovsek ihren Verlobten Ruprecht und Raphael Nowaczyk den Schreiber Licht.

Alle waren mit Spielfreude bei der Sache, setzten Gestik und Mimik bereits gekonnt ein. Schnell ein Blick ins Textheft, falls der Gedächtnisfaden zu reißen drohte – alles unter den wachsamen Augen von Theaterleiter Wilhelm Schiefer. Er lobte anschließend seine Schützlinge: „Sehr gut gemacht, denn das Stück ist die kunstvollste Komödie der deutschen Literatur“, erklärte Schiefer, ehemaliger Deutsch- und Kunstpädagoge.

Erschienen im Jahr 1808 und verfasst in Blankversen, sei diese Sprache für die Laienschauspieler zunächst ein „Schock“, so Schiefer. An verdrehte Sätze und verschachtelten Satzbau mussten sich die Mitwirkenden erst gewöhnen: „Aber das Ganze ist machbar“, meinte Schiefer. Denn zunächst hatte der Verein 2020 und 2021 „Der gute Mensch von Sezuan“ von Bertolt Brecht geprobt – coronabedingt jeder für sich zu Hause, denn es gab in dieser Zeit keine Aufführungen. Letztendlich wurde das 26 Rollen umfassende Projekt aber verworfen und der Verein entschied sich im April dieses Jahres für den „Zerbrochnen Krug“ mit acht Rollen, fünf davon schwer, so Schiefer.

Umso erstaunlicher, dass die Schauspieler ihre Texte schon nahezu perfekt beherrschen. Und auch diese Aufführung wäre wie der Krug beinahe zerbrochen, denn der Darsteller des Schreibers Licht sagte Anfang Juli seine Teilnahme ab. Nach einem Aufruf in unserer Zeitung meldeten sich gleich vier Interessenten, die nun mitmachen – Raphael Nowaczyk war von Daniela Frimmersdorf angesprochen worden und hat nun viel Spaß daran, die Rolle des Schreibers mit Leben zu erfüllen.

Das Gleiche gilt für Valentina Moretto als Eve. Ille Mullarski (91) wird zwischen den einzelnen Szenen wieder vermittelnde Texte sprechen. Schiefer beruhigte alle Mitwirkenden, dass kleine Patzer noch ausgebügelt werden: „Bis zur letzten Sekunde wird geprobt und die Aufführungen waren immer gut“, weiß er aus Erfahrung.


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