Die Welt der Streifen

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Foto: Buntes Streifendesign von Walter Gropius, Ein Skizzen- und Notizenbuch (Verlag/Hersteller: Hermann Schmidt Verlag)
Foto: Buntes Streifendesign von Walter Gropius, Ein Skizzen- und Notizenbuch (Verlag/Hersteller: Hermann Schmidt Verlag)

Streifen sind zur Zeit sehr angesagt, in der Mode sind gestreifte Hosen gerade Trend. Lässt man seinen Gedanken freien Lauf, dann fallen einem viele Wortkompositionen ein, wie z.B. Streifenhörnchen, Zebrastreifen, Mittelstreifen, Kinostreifen, Streifendienst, Streifenbeamter, Zivilstreife, Streifschuss, Kondensstreifen, Streifzug usw. usf. Das dachten sich wohl auch einige der Kaarster Künstler, als sie vor einigen Wochen begannen, dieses Thema zu durchstreifen und als Motto für ihre nächste Ausstellung zu wählen. Jetzt – gut 4 Wochen vor der Vernissage am 19. April – liegen eine Menge kreative Ergebnisse vor, wie Künstler ihre theoretischen Überlegungen in Kunstobjekte umsetzen. Herausgekommen sind ganz verschiedenartige Exponate in unterschiedlichen Techniken.
Für Thomas Weiers, Fotograf, „führen Streifen unseren Blick, grenzen ab und verschaffen dadurch Klarheit, leiten unseren Weg und geben uns Menschen Hilfestellung“. Sein Beitrag besteht u.a. aus einer Installation, aus verschiedenen Perspektiven fotografiert, ein Holzgestell mit Schnüren.
Für Gerlind Engelskirchen, eine weitere Fotografin im Kreis der Kaarster Künstler, sind Streifen Bestandteil der Natur. Des Rätsels Lösung liegt für sie nicht im Suchen sondern im Finden: „Für mich sind Streifen Teil der Natur, einfach schon vorhanden, sie müssen nur gesehen werden“. Damit bleibt sie ihrem fotografischen Prinzip treu. Es geht nie um das große Ganze, sondern um das kleine Besondere, das Detail, das sie im Kopf schon in ein künstlerisches Foto umsetzt und das sich selten dem Betrachter auf Anhieb erschließt. Es geht immer um die Reduktion auf das Wesentliche. Für einige der Fotos fuhr sie ziemlich weit, sie entstanden im Baskenland, an Orten, wo einmalige geologische Formationen und Sedimente zu finden sind, Millionen Jahre alt, Kulturgüter, die von der baskischen Regierung nun geschützt werden.
In der unmittelbaren Nachbarschaft dagegen fand Rose Köster ihre Inspirationen, sie wird mit 5 Collagen dabei sein. Auf Foto-Streifzügen durch das „Jröne Meerke“ kamen ihre Streifen-Designs zustande, ordnend, leitend, strukturierend. Ganz anders Erika Jörgenshaus. Sie wird mit 3 Portraits vertreten sein zu ihrer Shopping-Queen. Es geht um Selbstoptimierung, ein Barcode macht auf einem Auge blind für übermäßigen Konsum. Sabine Eichs Arbeiten heißen Meinungsfreiheit 1 und 2. Zensurstreifen, die den Mund bedecken, spiegeln die Angst um unsere Freiheit wider. Petra Missal ist mit 2 abstrakten Collagen dabei und rät den Betrachtern, ganz genau hinzusehen: Was ist hier der Vorder- und was der Hintergrund? Gisela Fritze zeigt Bilder aus der Natur, 2 Aquarelle, 1 Pastell. Von Trudi Sommer-Knuppertz wird man Streifzüge durch „die Welt des Tanzens“ sehen können. Die Bewegungen der Arme und Beine ergeben Streifenstrukturen. Das lebendige Tanzen ist Ausdruck der Entgrenzung und Kontrapunkt zur Eingrenzung. Uli Fern trägt mit einem Schlafanzug zum Thema bei: Streifen-Kleidung. Streifen im Alltag, Stoffe, Mode – 6 Bilder im Keilrahmen, horizontal angelegt. Heike Plohs wird Pastellmalereien zeigen. Es sind Statements zur Thematik „Streifen im Menschlichen“. Beobachten, Empfinden, Tiefenwirkung, Akzentuieren, Assoziieren, das ist ihr wichtig, sie malt immer aus der Seele heraus. Beate Palmen hat – um zu Streifen zu kommen – ein aus Öl- und Acrylfarbe neu gemaltes Bild zerstört. Die Stärke des nun verwendeten anderen Rahmens und der geänderten Haptik durch Neuordnung des Materials ergeben eine massive Änderung, eine Transformation zu einem neuen Objekt. Petra Groh wird mit Arbeiten überraschen, die sie der Thematik „Atomare Aufschlüsselung“ zuordnet. Maria Höveler macht einen Abstecher in die Tierwelt. Streifen sind für sie „Codes“ und sie bedient sich einer Zebraherde. Die Streifenzeichnungen der Tiere sind so individuell wie Fingerabdrücke beim Menschen, sie bergen eine Menge an Informationen. Für Michaela Kura sind Streifen geometrisch und verbunden mit der Frage „Wann nimmt man Streifen nicht mehr als Streifen wahr? Um eine Antwort – nicht nur auf diese Frage - zu erhalten, sollte man am 19. April die Eröffnung der Ausstellung besuchen, die bis zum 12. Mai in der Galerie in Büttgen zu sehen sein wird. Die Ausstellung findet statt mit freundlicher Unterstützung der Stadt Kaarst und NADEL-STREIFEN, Mode nach Maß von Astrid Werle. Bürgermeisterin Ursula Baum wird Künstler und Gäste begrüßen, die Einführungsrede hält Udo Kasprowicz (bh).-

 


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